Gemeinsam mit Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis haben wir sechs sogenannte Indikator-Wirkstoffe ausgewählt, auf die unsere Recyclingdünger im Labor untersucht werden. Bei der Auswahl dieser Indikatoren (sog. Proxys) wurden die am häufigsten verabreichten Wirkstoff-Gruppen und die jeweils hartnäckigsten chemischen Verbindungen berücksichtigt. Diese Proxys haben die Funktion, die riesige Bandbreite an Wirkstoffen in der der Humanmedizin möglichst gut zu repräsentieren – nach dem Motto, „wenn diese sechs Wirkstoffe erfolgreich eliminiert wurden, sind alle anderen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit längst abgebaut“.
Zu diesen Indikatoren gehören zwei Antibiotika-Varianten (Ciprofloxacin und Clarithromycin), ein Antiepileptikum bzw. Psychopharmaka (Carbamazepin), ein Schmerzmittel (Diclofenac) und ein Antibabypille-Hormon (Ethinylestradiol).
Die Eliminierung von Medikamentenrückständen funktioniert bei Finizio wie folgt:
1. Fest und Flüssig wird in unseren Toiletten separiert und darauffolgend getrennt behandelt. Die meisten Medikamentenrückstände werden über den Urin ausgeschieden, bzw. sind wasserlöslich. Daher bieten Trenntoiletten eine ideale Voraussetzung für eine zielgenaue und effiziente Eliminierung pharmazeutischer Rückstände.
2. Die wenigen verbleibenden Pharmazeutika in den Feststoffen werden Temperaturen von bis zu 75 °C und dem ‚Turbo-Stoffwechsel‘ einer kontrolliert sauerstoffversorgten Kompostierung (KSK) mit humusaufbauenden Mikroorganismen ausgesetzt. Dabei findet nachweislich ein Abbau von pharmazeutischen Rückständen statt.
3. Der getrennt gesammelte Urin, der die größte Fracht an pharmazeutischen Spurenstoffen beinhaltet, kann z.B. mit Ozonierung und/oder Aktivkohlefiltration nahezu rückstandsfrei aufbereitet werden. Im Rahmen des Forschungsprojekts zirkulierBAR, arbeiten wir in diesem Bereich mit Pionier:innen wie der Vuna GmbH aus der Schweiz und dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentraum (DLR) eng zusammen. Da unsere Prototypen bisher nur geringe Mengen behandeln können und es uns für den Urin an einer Zulassung als Ausgangsstoff für Düngemittel fehlt, müssen wir leider den überwiegenden Teil unserer Urin-Ausbeute in die Kanalisation entsorgen. Wir arbeiten für eine zeitnahe Anpassung des rechtlichen Rahmens.